Das Hermelin und das Mauswiesel (zusammengefasst als Wiesel) sind die kleinsten einheimischen Karnivoren (Fleischfresser) und haben sich auf die Jagd von verschiedenen Wühlmausarten spezialisiert. Sie sind am Tag und in der Nacht aktiv und bewegen sich vorwiegend unterirdisch in den Mausgängen oder im Winter unter der Schneedecke, um nach Mäusen zu jagen. In der Schweiz sind ihre Bestände in den vergangenen Jahrzehnten stark rückläufig und dürften an mehreren Orten sogar verschwunden sein. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde im Jahr 2018 das Wieselförderprojekt der Stiftung Lebensraum Linthebene ins Leben gerufen.
Hermelin und Mauswiesel
Das Hermelin ist stets perfekt an seine Umgebung angepasst. Im Sommer ist sein Rücken braun und im Winter weiss. Einzig seine Schwanzspitze bleibt das ganze Jahr über schwarz gefärbt. Das Mauswiesel ist kleiner als das Hermelin und wechselt in Mitteleuropa im Winter nur selten seine Fellfarbe von braun zu weiss. Im Gegensatz zum Hermelin hat es keine schwarze Schwanzspitze. Sowohl Hermelin, als auch Mauswiesel sind exzellente Mäusejäger. Eine Hermelinfamilie, bestehend aus einer Mutter mit sechs Jungtieren, jagt und verspeist zwischen 50 und 100 Mäuse pro Woche. Die kleinen Jäger tragen daher – zur Freude der Landwirte – wesentlich dazu bei Mäusepopulationen zu kontrollieren und zu dezimieren.
Projektziele
Das Projekt hat zum Ziel die vorhandenen Populationen von Hermelin und Mauswiesel langfristig zu sichern, zu stärken und grossräumig zu vernetzen. Dieses Ziel wird durch das Anlegen von Förderstrukturen, wie Asttristen, Steinhaufen, Hecken, Krautsäumen und Altgrasstreifen an strategisch günstigen Orten in der Kulturlandschaft erreicht. Diese Massnahmen bieten den Wieseln Unterschlupf, Deckung gegen Feinde und Raum für die Aufzucht ihrer Jungen. Da solche Strukturen für viele weitere Tierarten ebenfalls überlebenswichtig sind, dienen die beiden Wieselarten auch als «Schirmarten».
Das Grossprojekt «Wiesellandschaft Schweiz»
Seit 2012 engagiert sich die Stiftung WIN Wieselnetz mit dem Projekt «Wiesellandschaft Schweiz» für das Hermelin und das Mauswiesel (siehe www.wieselnetz.ch für mehr Informationen). In einem ost-west-Band und einem nord-süd-Band durch die ganze Schweiz wird mit Hilfe von intensiven Förder- und Vernetzungsmassnahmen eine Reihe von Populationsräumen aufgewertet oder neu geschaffen. Die einzelnen Fördergebiete sollen durch Vernetzungsmassnahmen verbunden werden, damit der für die langfristige Bestandessicherung notwendige Austausch von Individuen stattfinden kann. Unser Wieselförderprojekt wird fachlich von der Stiftung WIN Wieselnetz begleitet und soll die Wieselpopulationen des Mittellandes mit dem Alpenraum verbinden.
Bisherige Projektarbeiten
Die Stiftung Lebensraum Linthebene führte eine GIS-basierte Raumanalyse durch, die es ermöglichte, Gebiete mit Potenzial zur Wieselförderung ausfindig zu machen. In diesen Gebieten sollen Klein- und Grossstrukturen erstellt werden.
Im Frühling 2020 wurden während einer Testphase die ersten Massnahmen umgesetzt. Gemeinsam mit Landwirt:innen der Gemeinden Schänis, Weesen und Amden und Zivildienstleistenden der Stiftung Lebensraum Linthebene wurden Waldränder aufgewertet sowie Asttristen und Steinhaufen am Waldrand und in Hecken erstellt.
Während der Hauptphase (Herbst 2020 bis Frühling 2023) wurden an weiteren Standorten mit zusätzlichen Landwirten Förderstrukturen errichtet. Dazu zählten, nebst der häufigsten Massnahme «Erstellung von Asttristen», auch Neupflanzungen von Hecken oder Gebüschgruppen, das Schaffen von Kleingewässern, das Installieren von Nisthilfen für Schwalben und Fledermäuse und die ökologische Aufwertung eines Strommaststandorts.
Während der Hauptphase wurde beschlossen, die Gemeinde Benken ins Projektgebiet zu integrieren. Bereits im Herbst 2022 wurden die ersten Massnahmen in der neuen Gemeinde durchgeführt.
Um die Bevölkerung auf die Thematik zu sensibilisieren und unser Wieselförderprojekt bekannt zu machen, wurde Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Dazu wurden diverse Zeitungsartikel verfasst, ein Kinderbuch veröffentlicht und eine Infotafel an einem gut besuchten Ort installiert.
Bis im Sommer 2023 konnten mit 520 statt 280 mehr als doppelt so viele Fördermassnahmen umgesetzt werden. Dank guter Vernetzung, intensiver Öffentlichkeitsarbeit und des hohen Ansehens des Projekts konnten mehr Landwirt:innen gewonnen werden. Somit konnten in kürzerer Zeit und mit weniger Aufwand/Kosten mehr Strukturen erstellt werden. Mit grosser Freude können wir also davon berichten, dass wir unsere Zielsetzungen bereits deutlich übertroffen haben. Darum haben wir das Wieselförderprojekt in den Gemeinden Amden, Weesen, Schänis und Benken frühzeitig beendet. Ausstehend ist noch die Erfolgskontrolle 2023/2024.
Erfolgskontrolle
Im Spätsommer 2020 und 2021 wurden erste Erfolgskontrollen mittels Spurentunnel durchgeführt. Die Holztunnel wurden an verschiedenen Standorten in neu erstellte Asttristen und Steinhaufen integriert und mit Tinte und Papier bestückt. Anhand der Trittsiegel (Pfotenabdrücke) konnte dann identifiziert werden, welche Tiere anwesend sind. So konnten an knapp 70% aller kontrollierten Standorte Wiesel nachgewiesen werden. An fünf Standorten im Projektgebiet konnten sogar Spuren des seltenen Mauswiesels in von uns erstellten Asttristen nachgewiesen werden. Zudem gingen bei uns laufend Wieselsichtungen von am Projekt beteiligten Landwirt:innen ein. Im Spätsommer 2023 und 2024 wird die letzte Erfolgskontrolle über das «ehemalige» Projektgebiet Amden, Weesen, Schänis und Benken erfolgen.
Ausblick
Wir sind immer noch hochmotiviert, aktive Artenförderung zu betreiben. Deswegen hat die Stiftung Lebensraum Linthebene das Grossprojekt «Erhalten-Aufwerten-Vernetzen» gestartet, dessen Ziel es ist, die Biodiversität im gesamten Einzugsgebiet der Stiftung zu erhöhen und aufgewertete Lebensräume miteinander zu vernetzen.
Innerhalb dieses Folgeprojekts können auch wieder Einsätze zur Wieselförderung durchgeführt werden. Diese können neu im Perimeter vom Obersee bis zum Walensee und den angrenzenden Hügellandschaften bis zum Ricken rauf stattfinden. Der Fokus liegt vor allem auf die eher strukturarme Talebene.
Gerne beantworten wir Ihre Fragen und beraten Sie unverbindlich vor Ort. Kontaktieren Sie uns unter miriam.fischer@lebensraum-linthebene.ch oder 043 844 49 51. Falls Sie als Schulklasse, Firma oder Verein aus der Region Lust haben mit anzupacken dürfen Sie sich ebenfalls gerne bei uns melden.
Unterstützung
Wir danken herzlich unseren Projektpartnern:
Stiftung WIN Wieselnetz, WWF St. Gallen, Ernst Göhner Stiftung, Fonds Landschaft Schweiz (FLS), Sophie und Karl Binding Stiftung, Stotzer-Kästli-Stiftung, Stiftung Drittes Millennium, Werner Dessauer Stiftung, Monique Gallusser-Lafont Stiftung
Damit wir möglichst viele Förderstrukturen umsetzen können, sind wir auf weitere Unterstützungsgelder angewiesen. Gespendet werden kann direkt über diese Webseite oder mit dem Vermerk «Wiesel» auf das Konto: CH73 0077 7008 2197 5193 0 lautend auf Stiftung Lebensraum Linthebene, in 8856 Tuggen.
Pressespiegel
Aktuellste Pressemitteilungen zum Projekt:
«Herzensprojekt Hermelin – Unterwegs mit Hermelin Herbi» im Magazin Natur und Umwelt 12.2022
«Kleine Jäger in der Kulturlandschaft» im Sperber (BirdLife St. Gallen) 09.2022
«Neues Ground Personnel. Das Wiesel.» im Blog vom Flugplatz Schänis 26.03.2022
«Hoffnung für den kleinen Jäger» in der Linth-Zeitung 19.01.2022
«Das Mauswiesel – ein heimlicher Nützling» im March Anzeiger 17.01.2022
«Den Wieseln auf der Spur» im Magazin Natur und Umwelt 12.2020
«Unterschlupf für Mäusejäger» in der Regionalbeilage WWF St. Gallen 10.2020
«Wieselförderung im Linthgebiet» in der Linthsicht 09.2020
«Wieselförderung in Schänis, Weesen und Amden» in Weesen aktuell 09.2020
«Wieselförderung in Schänis, Weesen und Amden» in der Ammler Zitig 09.2020
«Wiesel sollen sich in der Region pudelwohl fühlen» in der Linth-Zeitung 09.09.2020
«Unterschlupf für Mäusejäger» im St. Galler Bauer 31.07.2020
«Strukturreiches Kulturland» im Magazin Natur und Umwelt 06.2020